Bipolare Prostataenukleation

Bei einer sehr ausgeprägten Prostatavergrösserung ist der Abfluss aus der Blase so stark eingeengt, dass die Blasenentleerung nur noch unvollständig möglich ist. Betroffene Männer leiden unter erhebliche Beschwerden bei gutartiger Prostatavergrösserung. Häufig sind die verfügbaren Medikamente nicht mehr ausreichend wirksam, um die Beschwerden durch die so ausgeprägte vergrösserte Prostata zu lindern.

Zur Behandlung kann dann eine ausgedehnte operative Entfernung von Prostatagewebe, die sogenannte „Bipolare Prostataenukleation“, durchgeführt werden. Es handelt sich dabei um eine Prostata-Ausschälung – ein Verfahren, bei dem das innere Gewebe der Prostata entfernt wird. Nach der OP ist die Blasenentleerung wieder ungestört und mit gutem Harnstrahl möglich.

Die bipolare Enukleation der Prostata kann in Vollnarkose oder auch unter Spinalanästhesie erfolgen. Beim Eingriff werden ein optisches Instrument sowie eine elektrische Vaporisationssonde über die Harnröhre (transurethral) eingeführt. Deshalb wird diese Prostata-Operation auch als „transurethrale Prostataenukleation“ bezeichnet. Mithilfe der Laser-Sonde werden die vergrösserten Anteile der Prostata verdampft und in einem Stück abgetragen.

Durch die Laser-Energie bei der Verdampfung und die geringe Eindringtiefe (weniger als 0,5 mm) in das Gewebe werden Blutgefässe effektiv verschlossen, sodass es kaum zu Blutungen kommt. Zudem kann der Arzt durch Sichtkontrolle sehr präzise arbeiten. Durch das Abtragen des überschüssigen Prostatagewebes wird die Abflussbahn aus der Blase wieder eröffnet. Gegebenenfalls auftretende Blutungen aus eröffneten Gefässen werden mit elektrischem Strom gestillt. Die Prostata-Ausschälung über die Harnröhre dauert je nach Grösse zwischen 1 und 2 Stunden.

Nach dem Eingriff wird ein Dauerkatheter mit einer Blasenspülung eingelegt und für drei bis fünf Tage belassen. Vor der Entlassung aus dem Spital wird der Katheter entfernt.

Direkt nach der Prostata-Ausschälung bleiben Patienten etwa drei bis vier Tage in der Klinik. In dieser Zeit erfolgt die Blasenentleerung zunächst mittels Katheter. In den ersten Tage nach Entfernung des Katheters ist es wichtig, viel Flüssigkeit zu trinken, um die Blase zu spülen und die Heilung der Wunde zu beschleunigen. Bitte vermeiden Sie in den ersten Wochen stärkere körperliche Belastungen (z.B. Rad fahren, schweres Heben). Auch auf heisse Vollbäder, Sauna sowie Wärmeanwendungen sollten Sie in den ersten Wochen ebenfalls verzichten. Duschen ist selbstverständlich erlaubt. Um Nachblutungen nach der Prostata Ausschälung zu vermeiden, achten Sie bitte auf weichen Stuhlgang.

Da bei diesem Verfahren die Erektionsnerven bestmöglich geschützt werden, ist Sex nach der Prostata-Ausschälung für die allermeisten Männer problemlos möglich. Einzig die Fähigkeit zum Samenerguss geht in einigen Fällen verloren, da das Drüsengewebe im Inneren der Prostata, das für die Produktion der Samenflüssigkeit zuständig ist, bei der bipolaren Prostataenukleation vollständig entfernt wird. In jedem Fall sollten Patienten in den ersten Wochen nach dem Eingriff auf Geschlechtsverkehr verzichten, um den Heilungsprozess zu beschleunigen.

Es ist wichtig, die Nachsorge gewissenhaft zu betreiben und Nachsorgetermine beim Urologen wahrzunehmen. Sollte es nach der Ausschälung der Prostata zu Nachblutungen oder Fieber über 38 Grad kommen, sollten Patienten umgehend ihre Ärztin bzw. ihren Arzt informieren.

In manchen Fällen kann die Fähigkeit zum Samenerguss nach der Prostataoperation mittels Prostataresektion (Ejakulationserhaltende TUR-P) erhalten werden. Bei einer sehr weit fortgeschrittenen Prostatavergrösserung oder falls bereits Komplikationen aufgetreten sind, ist von dieser Technik allerdings abzuraten. Ob ein Mann für diesen Eingriff geeignet ist, muss sein Urologe oder seine Urologin im Vorfeld im Detail abklären und mit dem Patienten besprechen.

Ist die Prostata bereits sehr stark vergrössert, stossen transurethrale Behandlungsmethoden (also durch die Harnröhre durchgeführte Eingriffe) wie die bipolare Enukleation der Prostata, TURP und TUIP an technische Grenzen. Alternativ zur Ausschabung oder Ausschälung der Prostata kann dann die moderne Da Vinci Methode zur Behandlung der Prostata-Vergrösserung eingesetzt werden.

Die roboterassistierte Da Vinci-Methode ist bei sehr grosser Prostata eine sichere und nachhaltige Behandlungsmöglichkeit. Der Eingriff wird mittels Bauchspiegelung durchgeführt und kommt daher mit sehr wenigen, kleinen Schnitten aus. Aus diesem schonenden Zugriff auf Harnblase und Prostata ergeben sich einige Vorteile für den Patienten, wie beispielsweise:

• geringerer Blut-Verlust
• weniger Schmerzen nach der Operation
• kleinere Narben
• ein kürzerer Aufenthalt im Spital

Welche Verfahren zur Behandlung der gutartig vergrösserten Prostata in Ihrem individuellen Fall durchgeführt werden können, klärt der Arzt oder die Ärztin mit Ihnen in einem ausführlichen Patientengespräch in unserem KontinenzZentrum Hirslanden in Zürich.