Plötzlicher, starker Harndrang – sogenannter imperativer Harndrang – ist oft ein erstes Symptom für eine überaktive Blase. Das Gefühl des Harndrangs kennt jeder: Die Blase signalisiert, dass ihre Kapazität erreicht ist und sie entleert werden muss. Dieser Vorgang wird von Nerven gesteuert, die den Dehnungszustand der Blasenwand überwachen und das Signal über das Rückenmark ans Gehirn weiterleiten. Normalerweise kann der Mensch bewusst entscheiden, ob er den Harndrang zu einem gewissen Mass unterdrücken will oder ob er eine Toilette aufsucht. Beim imperativen Harndrang handelt es sich allerdings um einen Drang, der so stark und plötzlich auftritt, dass diesem unmittelbar nachgegeben werden muss. Können Betroffene nicht umgehend eine Toilette aufsuchen, kommt es eventuell zu einem unkontrollierten Harnabgang – einer Dranginkontinenz. Dabei tritt der unbeherrschbare Drang oft bereits bei geringer Blasenfüllung auf – und auch unabhängig von der tatsächlichen Flüssigkeitszufuhr.
Tritt ein imperativer Harndrang nur gelegentlich auf, zum Beispiel wenn grosse Mengen an Flüssigkeit getrunken werden (vor allem Alkohol oder Kaffee), spricht das nicht unmittelbar für eine Reizblase. Stellt sich der plötzliche, unkontrollierbare Harndrang öfter ein und kommt es zum ungewollten Verlust von Urin, sollte ein Arzt die Ursache für die Inkontinenz unbedingt abklären.
Ein weiteres Merkmal einer überaktiven Blase ist häufiges Wasserlassen am Tage und in der Nacht (Blasenschwäche). Betroffene suchen oft stündlich oder öfter das WC auf, erwachen nachts durch den starken Harndrang und haben Schwierigkeiten, die Blasenentleerung hinauszuzögern. Ist die Vorwarnzeit zu kurz, um rechtzeitig eine Toilette zu erreichen, kann es auch zu einem unfreiwilligen Harnverlust unter Harndrang – einer Dranginkontinenz – kommen.
Die genannten Beschwerden können sowohl bei Männern als auch bei Frauen auftreten und zeigen sich meistens mit zunehmendem Alter. Männer sind von den Drang-Beschwerden unwesentlich häufiger betroffen als Frauen. Für die Betroffenen bedeuten häufiger und imperativer Harndrang eine erhebliche körperliche und seelische Belastung. Ihre Lebensqualität wird stark beeinträchtigt, denn nicht selten werden Freizeitaktivitäten mit Freunden und der Familie auf ein Minimum beschränkt und die Umgebung ständig auf das Vorhandensein einer Toilette gescannt. Ein normaler Alltag oder besondere Unternehmungen sind kaum oder gar nicht mehr möglich.