
Normale (a) und
vergrößerte (b) Prostata:
Verengung der Harnröhre bei vergrösserter Prostata
(1) Harnblase,
(2) Prostata,
(3) Harnröhre,
(4) Mündung der Harnleiter,
(5) Mündung der Samenleiter
Das Wichtigste vorab: Die Benigne Prostatahyperplasie (BPH) und Prostatakrebs sind nicht das gleiche! Für die BPH wird in der Literatur und in der Medizin auch manchmal der Anglizismus „Benign Prostatic Hyperplasia“ verwendet. Benign (gutartig) bedeutet, dass es zwar zu einer Prostatavergrösserung durch die übermässige Zunahme der Prostata-Zellen kommt, diese allerdings nicht aggressiv abläuft wie beim Prostatakrebs.
Von einer Krebs-Erkrankung unterscheidet sich die gutartige Prostatavergrösserung wie folgt:
- Das Gewebe der Prostata wuchert nicht unkontrolliert, wächst nicht in andere Strukturen hinein, streut nicht und kann keine Tochtergeschwülste bilden.
- Eine Prostatahyperplasie betrifft die innere Prostata-Zone, die direkt die Harnröhre umgibt, während eine Krebs-Erkrankung bevorzugt die äussere Zone (periphere Zone) befällt.
Ursachen für eine Hyperplasie der Prostata
Die genauen Ursachen für eine benigne Prostatahyperplasie sind noch nicht ausreichend erforscht. Klar ist aber, dass bestimmte Faktoren das Entstehen einer vergrösserten Prostata begünstigen. Die häufigste Ursache ist wahrscheinlich die Umstellung des Hormonhaushalts im Alter. Mit zunehmenden Alter nimmt die Androgen-Produktion ab, in der Folge fällt der Androgen-Spiegel im Blut. Androgene umfassen männliche Geschlechtshormone wie Testosteron. Gleichzeitig steigen die Konzentration von Sexualhormon-bindenden Eiweiss-Stoffen im Blut, die das Testosteron zu seinen Zielzellen bringen. Die Konzentration von Östrogen, das auch bei Männern in geringer Menge vorkommt, bleibt allerdings gleich – dieser Östrogenüberschuss kann dazu führen, dass weniger Prostatazellen absterben. Kombiniert mit einer erhöhten Aktivität des Enzyms 5-alpha-Reduktase, das Testosteron in der Prostata zum biologisch aktiven Dihydrotestosteron (DHT) umwandelt, wächst das Prostatagewebe folglich stärker.
Neben dem Alter können weitere Faktoren das Risiko für eine BPH erhöhen. Dazu zählen erbliche Veranlagung, Übergewicht, Bewegungsmangel, Prostatitis (chronische Prostataentzündung) und Diabetes mellitus.
Die gutartig vergrösserte Prostata betrifft beinahe jeden Mann. Tatsächlich sind etwa die Hälfte aller Männer zwischen 51 und 60 Jahren von einer vergrösserten Prostata betroffen, mit 65 Jahren sind es schon 65 Prozent. Bei über 80-jährigen Männern liegt die Zahl der Betroffenen sogar bei 90 Prozent.
Symptome: Daran erkennen Sie eine vergrößerte Prostata
Wie erkennen Sie nun eine gutartige Prostatavergrösserung? Es gibt in der Regel nicht das eine Symptom, das plötzlich auftritt und auf eine grösser werdende Prostata hinweist. Da das Wachstum der Prostata langsam vonstatten geht, sind auch die Symptome zu Beginn kaum auffällig und entwickeln sich schleichend. Der Mann bemerkt eventuell eine Abschwächung des Harnstrahls oder dass er allmählich länger auf der Toilette bleibt als noch vor ein paar Jahren. Dies hängt mit der Einengung der Harnröhre und dem steigenden Druck auf die Blase zusammen. Häufiger Harndrang in der Nacht, ein verstärkter Harndrang und ein Nachträufeln von Harn nach der Blasenentleerung sind typische Anzeichen einer beginnenden Prostatahyperplasie.
Wächst die Prostata weiter, ruft sie zunehmend stärkere Beschwerden hervor. Die Symptome der Prostatahyperplasie unterscheiden sich folgendermassen:
- Obstruktive Beschwerden, die durch die Einengung der Ausflussbahn hervorgerufen werden. Beispiele sind ein schwacher Harnstrahl oder im fortgeschrittenem Stadium sogar ein Harnverhalt, ein verzögert einsetzender und unterbrochener Harnstrahl, Nachträufeln von Harn und Restharngefühl (Grund dafür kann eine unvollständige Blasenentleerung sein).
- Irritative Beschwerden, die durch eine Beeinträchtigung oder Reizung des Gesamtsystems von Blase und Prostata hervorgerufen werden. Diese Beschwerden werden umgangssprachlich oft als Blasenschwäche bezeichnet. Beispiele sind häufiger Harndrang in kleinen Mengen, häufiges Wasserlassen in der Nacht sowie starker und manchmal plötzlicher Harndrang, der nicht zurückgehalten werden kann (Inkontinenz).
Verursacht die gutartige Vergrösserung der Prostata entsprechende Beschwerden bzw. Symptome bei der Harnblasenentleerung, so wird dies als Benignes Prostata Syndrom (BPS) bezeichnet. Die Abkürzung BPS bzw. die Bezeichnung „Prostatasyndrom“ wird daher häufig auch als Synonym für die Prostatahyperplasie verwendet.
Manchmal treten bei einer Prostatavergrösserung auch Schmerzen beim Wasserlassen auf. Durch die zu grosse Belastung der Venen am Blasenausgang befindet sich manchmal auch Blut im Urin. Bei manchen Männern ist durch die BPH auch die Erektionsfähigkeit eingeschränkt oder es kommt zu einem verminderten Samenerguss bei der Ejakulation.
Mögliche Risiken, wenn die Prostata vergrössert ist
Besteht die Einengung der Harnröhre durch die angewachsene Prostata über einen längeren Zeitraum, steigt das Risiko, dass auch die Blase selbst Schaden nimmt. Muss sie einen immer höheren Widerstand überwinden, um den Urin nach draussen zu befördern, wächst der Blasenmuskel, während die Blasenwand an Elastizität verliert. Es bilden sich kleine Aussackungen in der Wand. Mit der Zeit lässt die Kraft des Blasenmuskels nach, die Blase entleert sich nicht mehr vollständig. Der nun nach dem Wasserlösen in der Blase zurückbleibende Restharn kann Ursache von Blasenentzündungen sein. Die entzündungsverursachenden Bakterien können über die Harnleiter bis in die Nieren aufsteigen und schwere Infekte auslösen. Wird die Ursache nicht behandelt, können Harnwegsinfekte, Blasensteine und ernste Komplikationen wie Nierenstau oder Harnverhalt die Folge sein. Ein kompletter Harnverhalt ist ein Notfall und muss schnell behandelt werden!
Um das Risiko von Schäden an der Harnblase, Blasenentzündungen und Harnwegsinfekten zu minimieren, sollten Männer ab dem 50. Lebensjahr regelmässig für Vorsorge-Untersuchungen ihren Urologen aufsuchen.